Verproletarisierung: Unterschied zwischen den Versionen

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* Juli 1933: [[Oswald Spengler]] schreibt im Kapitel „Der Klassenkampf beginnt um 1770“ in seinem Buch „Jahre der Entscheidung. Deutschland und die weltgeschichtliche Entwicklung“ zum Zusammenhang von „Pöbel“ und „Revolution“ unter anderem:  
* Juli 1933: [[Oswald Spengler]] schreibt im Kapitel „Der Klassenkampf beginnt um 1770“ in seinem Buch „Jahre der Entscheidung. Deutschland und die weltgeschichtliche Entwicklung“ zum Zusammenhang von „Pöbel“ und „Revolution“ unter anderem:  
  „Aber Gracchus ging zugrunde, weil die Bauern, die in Masse zur Abstimmung nach Rom gewandert waren, der Ernte wegen wieder nach Hause mußten. Seitdem rechnete die Demagogie vom Schlage des Cinna und Catilina auf die Sklaven und vor allem statt auf die fleißigen Tagelöhner, wie es in den griechischen Städten seit Kleon geschehen war, auf den berufslosen Pöbel jeder Herkunft, der auf den Straßen Roms herumlungerte und gefüttert und unterhalten sein wollte: panem et circenses! Gerade weil man sich ein Jahrhundert lang um die Wette bemühte, diese Massen durch immer größeren Aufwand für sich zu gewinnen, sind sie zu einem Umfang angewachsen, der noch nach Cäsar eine ständige Gefahr für die Regierung des Weltreiches bildete. Je minderwertiger ein solches Gefolge, desto brauchbarer ist es. Und deshalb hat der Bolschewismus seit der Pariser Kommune von 1871 weit weniger auf den gelernten fleißigen und nüchternen Arbeiter zu wirken gesucht, der an seinen Beruf und seine Familie denkt, als auf das arbeitsscheue Gesindel der großen Städte, das in jedem Augenblick bereit ist zu plündern und zu morden. Deshalb haben in Deutschland von 1918 bis in die Jahre der großen Arbeitslosigkeit hinein die regierenden Gewerkschaftsparteien sich wohl gehütet, zwischen Arbeitslosen und Arbeitsscheuen einen gesetzlichen Unterschied entstehen zu lassen. Damals hat neben der Unterstützung angeblicher Arbeitslosigkeit ein Mangel an Arbeitern bestanden, vor allem auf dem Lande, und niemand wollte das ernstlich verhindern. Die Krankenkassen wurden von Tausenden mißbraucht, um der Arbeit aus dem Wege zu gehen. Die Arbeitslosigkeit ist in ihren Anfängen vom Marxismus geradezu gezüchtet worden. Der Begriff des Proletariers schließt die Freude an der Arbeit aus. Ein Arbeiter, der etwas kann und stolz auf seine Leistung ist, empfindet sich  nicht als Proletarier. Er hindert die revolutionäre Bewegung. Er muß proletarisiert, demoralisiert werden, um für sie brauchbar zu sein. Das ist der eigentliche Bolschewismus, in dem diese Revolution ihren Höhepunkt, aber noch lange nicht ihren Abschluß findet. Es kennzeichnet die Oberflächlichkeit des Denkens der gesamten »weißen« Welt, wenn dieser Bolschewismus als russische Schöpfung betrachtet wird, die Westeuropa zu erobern drohe. In Wirklichkeit ist er in Westeuropa entstanden, und zwar mit folgerichtiger Notwendigkeit als letzte Phase der liberalen Demokratie von 1770 und als letzter Triumph des politischen Rationalismus, das heißt der Anmaßung, die lebendige Geschichte durch papierne Systeme und Ideale meistern zu wollen. Sein erster Ausbruch großen Stils war nach den Junischlachten von 1848 die Pariser Kommune von 1871, die nahe daran war, ganz Frankreich zu erobern.  Nur die Armee hat das verhindert – und die deutsche Politik, die diese Armee moralisch stützte. Damals, nicht 1917 in Rußland, sind aus den Tatsachen einer belagerten Hauptstadt heraus die Arbeiter- und Soldatenräte entstanden, die Marx, ein Tropf in praktischen Fragen, als mögliche Form einer kommunistischen Regierung seitdem empfohlen hat. Damals sind zuerst die massenhaften Abschlachtungen der Gegner durchgeführt worden, die Frankreich mehr Tote gekostet haben als der ganze Krieg gegen Deutschland. Damals herrschte in Wirklichkeit nicht die Arbeiterschaft, sondern das arbeitsscheue Gesindel, Deserteure, Verbrecher und Zuhälter, Literaten und Journalisten, darunter wie immer viele Ausländer, Polen, Juden, Italiener, selbst Deutsche. Aber es war eine spezifisch französische Form der Revolution. Von Marx war keine Rede, um so mehr von Proudhon, Fourier, den Jakobinern von 1792. Ein loser Bund der großen Städte, das heißt ihrer untersten Schichten, sollte das flache Land und die Kleinstädte unterwerfen und beherrschen – ein typischer Gedanke des romanischen Anarchismus. Etwas Ähnliches  hatte schon 1411 der Fleischer Caboche mit dem militärisch organisierten Pöbel von Paris versucht. Das ist 1917 in Petersburg nur kopiert worden, mit einem gleichartigen »westlichen« Pöbel und mit den gleichen Schlagworten.“<ref>Oswald Spengler: Jahre der Entscheidung. Erster Teil. Deutschland und die weltgeschichtliche Entwicklung, München 1933, S. 118ff.)</ref>
  „Aber Gracchus ging zugrunde, weil die Bauern, die in Masse zur Abstimmung nach Rom gewandert waren, der Ernte wegen wieder nach Hause mußten. Seitdem rechnete die Demagogie vom Schlage des Cinna und Catilina auf die Sklaven und vor allem statt auf die fleißigen Tagelöhner, wie es in den griechischen Städten seit Kleon geschehen war, auf den berufslosen Pöbel jeder Herkunft, der auf den Straßen Roms herumlungerte und gefüttert und unterhalten sein wollte: panem et circenses! Gerade weil man sich ein Jahrhundert lang um die Wette bemühte, diese Massen durch immer größeren Aufwand für sich zu gewinnen, sind sie zu einem Umfang angewachsen, der noch nach Cäsar eine ständige Gefahr für die Regierung des Weltreiches bildete. Je minderwertiger ein solches Gefolge, desto brauchbarer ist es. Und deshalb hat der Bolschewismus seit der Pariser Kommune von 1871 weit weniger auf den gelernten fleißigen und nüchternen Arbeiter zu wirken gesucht, der an seinen Beruf und seine Familie denkt, als auf das arbeitsscheue Gesindel der großen Städte, das in jedem Augenblick bereit ist zu plündern und zu morden. Deshalb haben in Deutschland von 1918 bis in die Jahre der großen Arbeitslosigkeit hinein die regierenden Gewerkschaftsparteien sich wohl gehütet, zwischen Arbeitslosen und Arbeitsscheuen einen gesetzlichen Unterschied entstehen zu lassen. Damals hat neben der Unterstützung angeblicher Arbeitslosigkeit ein Mangel an Arbeitern bestanden, vor allem auf dem Lande, und niemand wollte das ernstlich verhindern. Die Krankenkassen wurden von Tausenden mißbraucht, um der Arbeit aus dem Wege zu gehen. Die Arbeitslosigkeit ist in ihren Anfängen vom Marxismus geradezu gezüchtet worden. Der Begriff des Proletariers schließt die Freude an der Arbeit aus. Ein Arbeiter, der etwas kann und stolz auf seine Leistung ist, empfindet sich  nicht als Proletarier. Er hindert die revolutionäre Bewegung. Er muß proletarisiert, demoralisiert werden, um für sie brauchbar zu sein. Das ist der eigentliche Bolschewismus, in dem diese Revolution ihren Höhepunkt, aber noch lange nicht ihren Abschluß findet. Es kennzeichnet die Oberflächlichkeit des Denkens der gesamten »weißen« Welt, wenn dieser Bolschewismus als russische Schöpfung betrachtet wird, die Westeuropa zu erobern drohe. In Wirklichkeit ist er in Westeuropa entstanden, und zwar mit folgerichtiger Notwendigkeit als letzte Phase der liberalen Demokratie von 1770 und als letzter Triumph des politischen Rationalismus, das heißt der Anmaßung, die lebendige Geschichte durch papierne Systeme und Ideale meistern zu wollen. Sein erster Ausbruch großen Stils war nach den Junischlachten von 1848 die Pariser Kommune von 1871, die nahe daran war, ganz Frankreich zu erobern.  Nur die Armee hat das verhindert – und die deutsche Politik, die diese Armee moralisch stützte. Damals, nicht 1917 in Rußland, sind aus den Tatsachen einer belagerten Hauptstadt heraus die Arbeiter- und Soldatenräte entstanden, die Marx, ein Tropf in praktischen Fragen, als mögliche Form einer kommunistischen Regierung seitdem empfohlen hat. Damals sind zuerst die massenhaften Abschlachtungen der Gegner durchgeführt worden, die Frankreich mehr Tote gekostet haben als der ganze Krieg gegen Deutschland. Damals herrschte in Wirklichkeit nicht die Arbeiterschaft, sondern das arbeitsscheue Gesindel, Deserteure, Verbrecher und Zuhälter, Literaten und Journalisten, darunter wie immer viele Ausländer, Polen, Juden, Italiener, selbst Deutsche. Aber es war eine spezifisch französische Form der Revolution. Von Marx war keine Rede, um so mehr von Proudhon, Fourier, den Jakobinern von 1792. Ein loser Bund der großen Städte, das heißt ihrer untersten Schichten, sollte das flache Land und die Kleinstädte unterwerfen und beherrschen – ein typischer Gedanke des romanischen Anarchismus. Etwas Ähnliches  hatte schon 1411 der Fleischer Caboche mit dem militärisch organisierten Pöbel von Paris versucht. Das ist 1917 in Petersburg nur kopiert worden, mit einem gleichartigen »westlichen« Pöbel und mit den gleichen Schlagworten.“<ref>Oswald Spengler: Jahre der Entscheidung. Erster Teil. Deutschland und die weltgeschichtliche Entwicklung, München 1933, S. 118ff.)</ref>
::(siehe auch Narrative: [[Masse]], [[Pöbel]], [[Minderwertige]], [[Arbeitsscheu]], [[Gesindel]], [[Simulierende]])
::(siehe auch Narrative: [[Masse]], [[Pöbel]], [[Minderwertige]], [[Arbeitsscheu]], [[Proletarier]], [[Gesindel]], [[Simulierende]])




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* 19.09.2006: [[André F. Lichtschlag]] forderte in der Tageszeitung [[Die Welt]] „Entzieht den Nettostaatsprofiteuren das Wahlrecht!“ und begründete dies unter anderem mit den Worten:
* 19.09.2006: [[André F. Lichtschlag]] forderte in der Tageszeitung [[Die Welt]] „Entzieht den Nettostaatsprofiteuren das Wahlrecht!“ und begründete dies unter anderem mit den Worten:
  „Proletarisierung - staatsabhängige Asoziale (der 'Spiegel' schreibt von den 'neuen Proleten') anstelle selbstständiger Menschen sind das Ergebnis des allumfassenden Sozialstaats. […] Deutschland ist weit vorangeschritten auf dem Weg hin zu einem neosozialistischen Staat - und ist in sich selbst nicht mehr reformierbar. Denn inzwischen stellen die Nettostaatsprofiteure die Mehrheit: Beamte, Politiker, Arbeitslose und Rentner stimmen mit ihren Mehrheiten jeden noch produktiven Menschen nieder und beuten ihn weiter und immer mehr aus. [...] Heute ist 'Weniger Demokratie wagen!' der letzte Ausweg vor dem sicheren Gang in den Totalitarismus.“ <ref>[https://web.archive.org/web/20121213054637/https://www.welt.de/print-welt/article153823/Entzieht-den-Nettostaatsprofiteuren-das-Wahlrecht.html André Lichtschlag: Entzieht den Nettostaatsprofiteuren das Wahlrecht!, in: Die Welt vom 19.09.2006]</ref>
  „Proletarisierung - staatsabhängige Asoziale (der 'Spiegel' schreibt von den 'neuen Proleten') anstelle selbstständiger Menschen sind das Ergebnis des allumfassenden Sozialstaats. […] Deutschland ist weit vorangeschritten auf dem Weg hin zu einem neosozialistischen Staat - und ist in sich selbst nicht mehr reformierbar. Denn inzwischen stellen die Nettostaatsprofiteure die Mehrheit: Beamte, Politiker, Arbeitslose und Rentner stimmen mit ihren Mehrheiten jeden noch produktiven Menschen nieder und beuten ihn weiter und immer mehr aus. [...] Heute ist 'Weniger Demokratie wagen!' der letzte Ausweg vor dem sicheren Gang in den Totalitarismus.“ <ref>[https://web.archive.org/web/20121213054637/https://www.welt.de/print-welt/article153823/Entzieht-den-Nettostaatsprofiteuren-das-Wahlrecht.html André Lichtschlag: Entzieht den Nettostaatsprofiteuren das Wahlrecht!, in: Die Welt vom 19.09.2006]</ref>
::(siehe auch Narrative: [[Asoziale]], [[Ausbeutende Arme]], [[Totalitarismus]])
::(siehe auch Narrative: [[Asoziale]], [[Proletarier]], [[Ausbeutende Arme]], [[Totalitarismus]])




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