Privarismus: Unterschied zwischen den Versionen

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Nach Lynch sei der ''Enklaven-Libertarismus'' eine Variante des Neoliberalismus. Im Gegensatz zu den Behauptungen seiner Befürworter*innen sei "der Neoliberalismus kein Prozess der Deregulierung, sondern eine Re-Regulierung, die alle Aspekte des Lebens stärker kapitalistischer Rationalität" unterordne.<ref>eigene Übersetzung, im Original: "Key here is the notion that—in contrast the claims put forward by its supporters—neoliberalism does not constitute a process of deregulation, but rather a re-regulation that more fully subordinates all aspects of life to a capitalistic rationality."; Lynch, Casey R. (2017): »Vote with your feet«: Neoliberalism, the democratic nationstate, and utopian enclave libertarianism 2017, Political Geography, 59, 82-91. 10.1016/j.polgeo.2017.03.005, S. 8</ref> Hierbei reagiere der Neoliberalismus als Ideologie auf die Krisen des Kapitalismus. So führte die Weltwirtschaftskrise der 1920er zur Entstehung des Neoliberalismus im Lippmann Colloquim. Das Auftauchen der Ideologie des Neoliberalismus im Mainstream sei durch eine Reihe von Wirtschaftskrisen in den 1970er Jahren zu erklären. Die Krise von 2008 führte zu Spekulationen, wie sich der Neoliberalismus nun entwickeln würde. Lynch schließt sich hier nicht der Argumentation an, dass die 'neoliberale Ära', die zur Finanzkrise führte, nun vorbei sei. Vielmehr werde nun deutlich, dass Neoliberalisierungsprozesse sich "in vielen Bereichen beschleunigt" hätten und "mit neuen Strategien und zunehmend autoritären und antidemokratischen Mitteln fortgesetzt" würden.<ref>eigene Übersetzung, im Original: "Some began to argue that the “neoliberal era” leading up to the financial crisis was simply a particular moment in long term cycles of capitalist development, predicting dramatic shifts away from neoliberal policies globally in the following years (Wallerstein 2008; Dumenil and Levy 2013). Yet, it has become increasingly clear that neoliberalism has not only survived the crisis, but processes of neoliberalization have accelerated in many areas, and have been pursued through new strategies and increasingly authoritarian and anti-democratic means (Peck et al., 2013; Abrahamsson and Ek, 2014; Amar, 2013; Brown 2015; Mirowski 2014)." ;ebd., S.10</ref> Im Rahmen dieser Neoliberalisierungstenzen seit 2008 verortet Lynch das Erstarken des sogenannten (Wirtschafts-)''"Libertarismus"'', den ich mit [[Murray Bookchin]] lieber als [[Proprietarismus]] bezeichnen würde, und der nicht mehr nur neoliberale Minimalstaaten einfordert, sondern die komplette Ersetzung von Staaten durch reine "Privatrechtsgesellschaften". Und mit diesem Erstarken entwickelte sich der ''"Enklaven-Libertarismus"'' als neue "neoliberale" "Bewegung":
Nach Lynch sei der ''Enklaven-Libertarismus'' eine Variante des Neoliberalismus. Im Gegensatz zu den Behauptungen seiner Befürworter*innen sei "der Neoliberalismus kein Prozess der Deregulierung, sondern eine Re-Regulierung, die alle Aspekte des Lebens stärker kapitalistischer Rationalität" unterordne.<ref>eigene Übersetzung, im Original: "Key here is the notion that—in contrast the claims put forward by its supporters—neoliberalism does not constitute a process of deregulation, but rather a re-regulation that more fully subordinates all aspects of life to a capitalistic rationality."; Lynch, Casey R. (2017): »Vote with your feet«: Neoliberalism, the democratic nationstate, and utopian enclave libertarianism 2017, Political Geography, 59, 82-91. 10.1016/j.polgeo.2017.03.005, S. 8</ref> Hierbei reagiere der Neoliberalismus als Ideologie auf die Krisen des Kapitalismus. So führte die Weltwirtschaftskrise der 1920er zur Entstehung des Neoliberalismus im Lippmann Colloquim. Das Auftauchen der Ideologie des Neoliberalismus im Mainstream sei durch eine Reihe von Wirtschaftskrisen in den 1970er Jahren zu erklären. Die Krise von 2008 führte zu Spekulationen, wie sich der Neoliberalismus nun entwickeln würde. Lynch schließt sich hier nicht der Argumentation an, dass die 'neoliberale Ära', die zur Finanzkrise führte, nun vorbei sei. Vielmehr werde nun deutlich, dass Neoliberalisierungsprozesse sich "in vielen Bereichen beschleunigt" hätten und "mit neuen Strategien und zunehmend autoritären und antidemokratischen Mitteln fortgesetzt" würden.<ref>eigene Übersetzung, im Original: "Some began to argue that the “neoliberal era” leading up to the financial crisis was simply a particular moment in long term cycles of capitalist development, predicting dramatic shifts away from neoliberal policies globally in the following years (Wallerstein 2008; Dumenil and Levy 2013). Yet, it has become increasingly clear that neoliberalism has not only survived the crisis, but processes of neoliberalization have accelerated in many areas, and have been pursued through new strategies and increasingly authoritarian and anti-democratic means (Peck et al., 2013; Abrahamsson and Ek, 2014; Amar, 2013; Brown 2015; Mirowski 2014)." ;ebd., S.10</ref> Im Rahmen dieser Neoliberalisierungstenzen seit 2008 verortet Lynch das Erstarken des sogenannten (Wirtschafts-)''"Libertarismus"'', den ich mit [[Murray Bookchin]] lieber als [[Proprietarismus]] bezeichnen würde, und der nicht mehr nur neoliberale Minimalstaaten einfordert, sondern die komplette Ersetzung von Staaten durch reine "Privatrechtsgesellschaften". Und mit diesem Erstarken entwickelte sich der ''"Enklaven-Libertarismus"'' als neue "neoliberale" "Bewegung":


  "Im Rahmen der allgemeinen Neoliberalisierungstendenzen nach der Krise haben libertäre Organisationen und Aktivist*innen besonders lautstark für ihre Visionen einer Zukunft des freien Marktes geworben, die nicht durch die regulierende Rolle der bestehenden Staaten behindert wird. In den letzten Jahren haben bestimmte einige libertäre Denker*innen und Organisationen begonnen, für die Schaffung von autonomen Jurisdiktionen, die aus den Territorien der bestehenden Staaten herausgelöst werden. Diese Bewegung, die ich als "Enklaven-Libertarismus" bezeichne, lässt sich von den Idealen der klassischen politischen Ökonomie inspirieren, sowie dem Werk von [[Ayn Rand]] und einer Fetischisierung der schnellen Urbanisierung und des wirtschaftlichen Erfolgs bestimmter moderner Stadtstaaten wie Dubai, Singapur und Hongkong."<ref>eigene Übersetzung, im Original: "As part of the broader trends of post-crisis neoliberalization, libertarian organizations and activists have been particularly vocal in promoting their visions for a free market future unhindered by the regulatory roles of existing states. Over the past several years, certain libertarian thinkers and organizations have begun advocating for the creation of autonomous jurisdictions carved out of the territories of existing states. This movement, which I term “enclave libertarianism,” draws inspiration from the ideals of classic political economy, as well as the work of Ayn Rand and a fetishization of the rapid urbanization and economic success of certain modern-day city-states, like Dubai, Singapore, and Hong Kong."; ebd., S. 12</ref>
  "Im Rahmen der allgemeinen Neoliberalisierungstendenzen nach der Krise haben libertäre Organisationen und Aktivist*innen besonders lautstark für ihre Visionen einer Zukunft des freien Marktes geworben, die nicht durch die regulierende Rolle der bestehenden Staaten behindert wird. In den letzten Jahren haben bestimmte libertäre Denker*innen und Organisationen begonnen, für die Schaffung von autonomen Jurisdiktionen, die aus den Territorien der bestehenden Staaten herausgelöst werden. Diese Bewegung, die ich als "Enklaven-Libertarismus" bezeichne, lässt sich von den Idealen der klassischen politischen Ökonomie inspirieren, sowie dem Werk von [[Ayn Rand]] und einer Fetischisierung der schnellen Urbanisierung und des wirtschaftlichen Erfolgs bestimmter moderner Stadtstaaten wie Dubai, Singapur und Hongkong."<ref>eigene Übersetzung, im Original: "As part of the broader trends of post-crisis neoliberalization, libertarian organizations and activists have been particularly vocal in promoting their visions for a free market future unhindered by the regulatory roles of existing states. Over the past several years, certain libertarian thinkers and organizations have begun advocating for the creation of autonomous jurisdictions carved out of the territories of existing states. This movement, which I term “enclave libertarianism,” draws inspiration from the ideals of classic political economy, as well as the work of Ayn Rand and a fetishization of the rapid urbanization and economic success of certain modern-day city-states, like Dubai, Singapore, and Hong Kong."; ebd., S. 12</ref>


Während zunächst die Idee im Raum stand, in national unbeanspruchten Räumen der Ozeane eigene Seestädte zu errichten, ging man schnell dazu über, innerhalb von kleineren Staaten wie Honduras und Georgien Städte zu planen - angeblich in Gegenden, die zu unbedeutend für Streitereien seien:
Während zunächst die Idee im Raum stand, in national unbeanspruchten Räumen der Ozeane eigene Seestädte zu errichten, ging man schnell dazu über, innerhalb von kleineren Staaten wie Honduras und Georgien Städte zu planen - angeblich in Gegenden, die zu unbedeutend für Streitereien seien:

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