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Während zunächst die Idee im Raum stand, in national unbeanspruchten Räumen der Ozeane eigene Seestädte zu errichten, ging man schnell dazu über, innerhalb von kleineren Staaten wie Honduras und Georgien Städte zu planen - angeblich in Gegenden, die zu unbedeutend für Streitereien seien:
Während zunächst die Idee im Raum stand, in national unbeanspruchten Räumen der Ozeane eigene Seestädte zu errichten, ging man schnell dazu über, innerhalb von kleineren Staaten wie Honduras und Georgien Städte zu planen - angeblich in Gegenden, die zu unbedeutend für Streitereien seien:


  "Diese neue Strategie hat die Befürworter von [[Startup Cities]] und [[LEAP-Zonen]] [LEAP ist die Abkürzung für legal, economic, administrative, political; A.K.] dazu veranlasst, Räume in bestehenden Ländern ausfindig zu machen, die 'zu klein und zu leer sind, um um sie zu streiten' (Klugmann 2013b; Klugmann 2014), wo die bestehenden Staaten bereit sein könnten, die meisten formalen Befugnisse abzutreten. Die Manipulation bestehender politischer Grenzen und Abgrenzungen bietet Libertären theoretisch die Möglichkeit, einen eigenen Raum zu schaffen und so 'bei Null anzufangen' und ein völlig neues rechtliches, wirtschaftliches, administratives und politisches System - und einen physischen Raum - aufzubauen, in dem Märkte ungehindert herrschen können."<ref>eigene Übersetzung, im Original: "This new strategy has led supporters of Startup Cities and LEAP Zones to seek out spaces in existing countries deemed “too small and too empty to fight over” (Klugmann 2013b; Klugmann 2014), where existing states may be willing to cede most formal authority. Manipulating existing political borders and boundaries theoretically offers libertarians the chance to carve out a space of their own and thus “start from scratch” building an entirely new legal, economic, administrative, and political system—and physical space—in which markets can rule unhindered."; ebd., S.18</ref>
  "Diese neue Strategie hat die Befürworter*innen von [[Startup Cities]] und [[LEAP-Zonen]] [LEAP ist die Abkürzung für legal, economic, administrative, political; A.K.] dazu veranlasst, Räume in bestehenden Ländern ausfindig zu machen, die 'zu klein und zu leer sind, um um sie zu streiten' (Klugmann 2013b; Klugmann 2014), wo die bestehenden Staaten bereit sein könnten, die meisten formalen Befugnisse abzutreten. Die Manipulation bestehender politischer Grenzen und Abgrenzungen bietet Libertären theoretisch die Möglichkeit, einen eigenen Raum zu schaffen und so 'bei Null anzufangen' und ein völlig neues rechtliches, wirtschaftliches, administratives und politisches System - und einen physischen Raum - aufzubauen, in dem Märkte ungehindert herrschen können."<ref>eigene Übersetzung, im Original: "This new strategy has led supporters of Startup Cities and LEAP Zones to seek out spaces in existing countries deemed “too small and too empty to fight over” (Klugmann 2013b; Klugmann 2014), where existing states may be willing to cede most formal authority. Manipulating existing political borders and boundaries theoretically offers libertarians the chance to carve out a space of their own and thus “start from scratch” building an entirely new legal, economic, administrative, and political system—and physical space—in which markets can rule unhindered."; ebd., S.18</ref>


Lynch hat in seinem Artikel verschiedene Kernelemente des ''Enklaven-Libertarismus'' herausgearbeitet. Einhergehend mit der Ablehnung des Staates wird auch die Demokratie abgelehnt und jegliche Form eines politischen Interessenausgleiches. In dieser Ideologie existiert Gesellschaft und Politik nicht, sondern nur Akteur*innen, die gegenseitig Verträge abschließen, für die die volle Vertragsfreiheit gelte.<ref>"Ausdrücklicher schreibt Patri Friedman (2009) unter Berufung auf Caplans The Myth of the Rational Voter (2007) und Olsons (1984) The Rise and Decline of Nations: 'Demokratie ist nicht die Antwort. Die Demokratie ist das derzeitige politische Standardsystem, aber leider ist sie für einen libertären Staat schlecht geeignet. Sie hat erhebliche systemische Mängel, die an anderer Stelle gut beschrieben sind, und sie wirft große Probleme speziell für Libertäre: 1) Die meisten Menschen sind nicht von Natur aus Libertäre... [und] 2) Die Demokratie ist gegen Libertäre manipuliert.' (Friedman 2009)", eigene Übersetzung, im Original: "More explicitly, Patri Friedman (2009), citing Caplan’s The Myth of the Rational Voter (2007) and Olson’s (1984) The Rise and Decline of Nations, writes: 'Democracy is not the answer. Democracy is the current industry standard political system, but unfortunately it is ill-suited for a libertarian state. It has substantial systemic flaws, which are well-covered elsewhere, and it poses major problems specifically for libertarians: 1) Most people are not by nature libertarians… [and] 2) Democracy is rigged against libertarians.'; ebd., S.19</ref> Demokratie werde reduziert auf eine "Abstimmung mit den Füßen", die "dynamische Geografie" genannt werde: Wenn es einem in einer Privatstadt nicht gefalle, könne man ja zur nächsten Privatstadt wandern.<ref>"Enklaven-Libertäre präsentieren stattdessen eine alternative Auffassung von Demokratie und ein Modell für individuelle Wahlmöglichkeiten, das sich weitgehend auf ihre zuvor diskutierten Ideale der Vereinigungsfreiheit (Nationen gleichgesinnter Individuen) und der 'dynamischen Geografie' stützt. Durch die Zersplitterung bestehender Gebiete in kleinere konkurrierende Gerichtsbarkeiten können sich Einwohner*innen und Investor'innen für die Gerichtsbarkeit und den Regierungsrahmen entscheiden, der ihren Bedürfnissen am besten entspricht oder ihre Werte widerspiegelt. Laut dem [[Startup Cities Institute]] (2014, 4) können in dieser Situation 'die Einwohner*innen 'mit den Füßen abstimmen'. Die Menschen können viel leichter und sicherer von einer Stadt in eine andere ziehen als in ein anderes Land.' Dieses neue Verständnis von Regierung als Markt und demokratischer Bürgerschaft als Konsum von Dienstleistungen spiegelt sich auch im [[Seasteading Institute]] wider, das behauptet, dass 'Seasteads von Natur aus den Bürger*innn die Technologie zur Verfügung stellen würden, um sich fließend zwischen Regierungen zu bewegen. Im Seasteading-Modell würden die Bürger*inn die Rolle von Kund*innen übernehmen, die ihre Regierung nach ihren individuellen Präferenzen auswählen" (The Seasteading Institute 2014, 8-9). Auf diese Weise versuchen Enklaven-Libertäre, den Staat in den Markt aufzulösen, indem sie den Staat als privates Unternehmen neu definieren, welches die zur Unterstützung einer Marktwirtschaft erforderlichen Dienstleistungen anbietet, und Einzelne als mobilen Verbraucher*innen staatlicher Dienstleistungen neu definieren"; eigene Übersetzung, im Original: "Enclave libertarians instead present an alternative conception of democracy and model for individual choice based largely upon their previously discussed ideals of freedom of association (nations of like-minded individuals) and ‘dynamic geography.’ By fragmenting existing territories into smaller competing jurisdictions, residents and investors can ‘opt-in’ to the jurisdiction and governing framework that best fits their needs or reflects their values. According to the Startup Cities Institute (2014, 4), in this situation “[c]itizens are able to ‘vote with their feet.’ People can move between cities much more easily and safely than they can cross into another nation.” This reconception of government as a market and democratic citizenship as consumption of services is also reflected in The Seasteading Institute, which claims that “seasteads, by their very nature, would provide citizens with the technology to move fluidly among governments. In the seasteading model, citizens would take on the role of customers, choosing their government according to their unique preferences” (The Seasteading Institute 2014, 8-9). In this way, enclave libertarians seek to dissolve the state into the market, redefining the state as a private enterprise that offers the needed services to support a market economy, and redefining individuals as mobile consumers of state services."; ebd., S.20f.</ref>
Lynch hat in seinem Artikel verschiedene Kernelemente des ''Enklaven-Libertarismus'' herausgearbeitet. Einhergehend mit der Ablehnung des Staates wird auch die Demokratie abgelehnt und jegliche Form eines politischen Interessenausgleiches. In dieser Ideologie existiert Gesellschaft und Politik nicht, sondern nur Akteur*innen, die gegenseitig Verträge abschließen, für die die volle Vertragsfreiheit gelte.<ref>"Ausdrücklicher schreibt Patri Friedman (2009) unter Berufung auf Caplans The Myth of the Rational Voter (2007) und Olsons (1984) The Rise and Decline of Nations: 'Demokratie ist nicht die Antwort. Die Demokratie ist das derzeitige politische Standardsystem, aber leider ist sie für einen libertären Staat schlecht geeignet. Sie hat erhebliche systemische Mängel, die an anderer Stelle gut beschrieben sind, und sie wirft große Probleme speziell für Libertäre: 1) Die meisten Menschen sind nicht von Natur aus Libertäre... [und] 2) Die Demokratie ist gegen Libertäre manipuliert.' (Friedman 2009)", eigene Übersetzung, im Original: "More explicitly, Patri Friedman (2009), citing Caplan’s The Myth of the Rational Voter (2007) and Olson’s (1984) The Rise and Decline of Nations, writes: 'Democracy is not the answer. Democracy is the current industry standard political system, but unfortunately it is ill-suited for a libertarian state. It has substantial systemic flaws, which are well-covered elsewhere, and it poses major problems specifically for libertarians: 1) Most people are not by nature libertarians… [and] 2) Democracy is rigged against libertarians.'; ebd., S.19</ref> Demokratie werde reduziert auf eine "Abstimmung mit den Füßen", die "dynamische Geografie" genannt werde: Wenn es einem in einer Privatstadt nicht gefalle, könne man ja zur nächsten Privatstadt wandern.<ref>"Enklaven-Libertäre präsentieren stattdessen eine alternative Auffassung von Demokratie und ein Modell für individuelle Wahlmöglichkeiten, das sich weitgehend auf ihre zuvor diskutierten Ideale der Vereinigungsfreiheit (Nationen gleichgesinnter Individuen) und der 'dynamischen Geografie' stützt. Durch die Zersplitterung bestehender Gebiete in kleinere konkurrierende Gerichtsbarkeiten können sich Einwohner*innen und Investor'innen für die Gerichtsbarkeit und den Regierungsrahmen entscheiden, der ihren Bedürfnissen am besten entspricht oder ihre Werte widerspiegelt. Laut dem [[Startup Cities Institute]] (2014, 4) können in dieser Situation 'die Einwohner*innen 'mit den Füßen abstimmen'. Die Menschen können viel leichter und sicherer von einer Stadt in eine andere ziehen als in ein anderes Land.' Dieses neue Verständnis von Regierung als Markt und demokratischer Bürgerschaft als Konsum von Dienstleistungen spiegelt sich auch im [[Seasteading Institute]] wider, das behauptet, dass 'Seasteads von Natur aus den Bürger*innn die Technologie zur Verfügung stellen würden, um sich fließend zwischen Regierungen zu bewegen. Im Seasteading-Modell würden die Bürger*inn die Rolle von Kund*innen übernehmen, die ihre Regierung nach ihren individuellen Präferenzen auswählen" (The Seasteading Institute 2014, 8-9). Auf diese Weise versuchen Enklaven-Libertäre, den Staat in den Markt aufzulösen, indem sie den Staat als privates Unternehmen neu definieren, welches die zur Unterstützung einer Marktwirtschaft erforderlichen Dienstleistungen anbietet, und Einzelne als mobilen Verbraucher*innen staatlicher Dienstleistungen neu definieren"; eigene Übersetzung, im Original: "Enclave libertarians instead present an alternative conception of democracy and model for individual choice based largely upon their previously discussed ideals of freedom of association (nations of like-minded individuals) and ‘dynamic geography.’ By fragmenting existing territories into smaller competing jurisdictions, residents and investors can ‘opt-in’ to the jurisdiction and governing framework that best fits their needs or reflects their values. According to the Startup Cities Institute (2014, 4), in this situation “[c]itizens are able to ‘vote with their feet.’ People can move between cities much more easily and safely than they can cross into another nation.” This reconception of government as a market and democratic citizenship as consumption of services is also reflected in The Seasteading Institute, which claims that “seasteads, by their very nature, would provide citizens with the technology to move fluidly among governments. In the seasteading model, citizens would take on the role of customers, choosing their government according to their unique preferences” (The Seasteading Institute 2014, 8-9). In this way, enclave libertarians seek to dissolve the state into the market, redefining the state as a private enterprise that offers the needed services to support a market economy, and redefining individuals as mobile consumers of state services."; ebd., S.20f.</ref>

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